Ungelegte Eier

Ungelegte Eier

Über ungelegte Eier, so hält sich hartnäckig das Gerücht, spricht man nicht, das bringt Unglück. Das scheint sich zumindest auf den ersten Blick zu bestätigen: Das Jahr 2019 war das Jahr der ungelegten Eier. Das Jahr der Konzepte und Exposés. Ich habe an einer ganzen Reihe von Projekten gearbeitet, die jeweils sehr vielversprechend angefangen haben – um sich dann zu zerschlagen, zu stagnieren, sich irgendwie totzulaufen.

Andere Projekte waren und sind weiterhin mit Wartezeiten verbunden, mit ausstehenden Rückmeldungen und Entscheidungen. Wartezeiten, die schwer auszuhalten sind, wenn es ohnehin schon nicht läuft.

Ja, dieses leidige Gefühl, dass es nicht läuft! Viele Projekte, an denen ich gearbeitet habe, sind beladen damit. Das Ei bleibt ungelegt, über ausbleibende Erfolgserlebnisse spricht man nicht, die geleistete Arbeit ist nichts wert – wenn sie nicht vergütet wurde, erst recht nicht. Projekte, die mir zu Anfang lieb und teuer waren und in die ich viel Herzblut gesteckt habe, wurden mir irgendwann unangenehm, weil ihnen der Makel der Nichtumsetzung anhaftete. Ich habe mich von ihnen abgewandt, innerlich schon vorprogrammiert auf den nächsten Misserfolg, bis zu jenem Aha-Erlebnis im November: Ich habe an einem Workshop teilgenommen und dabei so viel Wertschätzung für und so viel Liebe zu meiner Arbeit erfahren, dass ich mich endlich wieder an den Kern meines Schaffens erinnert habe: An die Leidenschaft.

Diese Leidenschaft stand in einem absurden Widerspruch zum toxischen Verhältnis zu meinen Projekten, die, unabhängig vom Umsetzungsstatus, ursprünglich alle eines gemeinsam hatten: Meine Begeisterung und Zuneigung für die Arbeit an ihnen.

Und damit zurück zu den ungelegten Eiern. Gerade in der freien Szene gibt es so viele davon. Wie oft stürzen wir uns ins Ungewisse, wie oft gehen wir in Vorleistung? Ich habe es tatsächlich lange für klüger gehalten, hier gar nichts zu posten als über vermeintlich Unfertiges zu sprechen, aber ich halte diese Art von Abwertung für ungesund. Lasst uns über die ungelegten Eier reden!

Ich wünsche mir, dass meine Projekte wieder Raum bekommen für ihr ursprüngliches Potential, und in diesem Sinne präsentiere ich euch hier eine Auswahl dessen, woran ich dieses Jahr gearbeitet habe. Manches davon ist weiterhin in Arbeit, manches hat sich zerschlagen, was aber nicht heisst, dass es in einer neuen Konstellation nicht wieder aufgreifbar wäre. Ich bin absolut gesprächsbereit! 😉

PROJEKTE 2019

«Rampenlicht» – Bühnenadaption in Anlehnung an den Film „Limelight“ von Charles Chaplin
Text- und Regieauftrag

«Be yourself!» – Lehrmittel zum Thema «Jugendliche und ihre ersten Erfahrungen mit Liebe und Sexualität»
Drehbuchauftrag für diverse Videosequenzen

«Stirb langsam» – Interaktive multimediale Ausstellung zum Thema «Sterben» und der Tatsache, dass das Sterben heute in der Regel kein plötzlich eintretendes Ereignis mehr ist, sondern ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum hinzieht.
Konzeptauftrag

«Der Ententainer» – Biographie über den Koch, Entertainer und Erlebnisgastronom Hans-Peter Wodarz.
Schreibauftrag

«Matulas Kochstudio» Anekdotisches Kochbuch. Nachdem in Claus Theo Gärtners Autobiographie „Matula, hau mich raus!“ in erster Linie die Person hinter dem prominenten TV-Detektiv beleuchtet wurde, wird es diesmal exquisit: Gärtner präsentiert eine Reihe witzig-spritziger Anekdoten, verknüpft mit kulinarischen Erlebnissen – und angereichert mit den dazu passenden Rezepten.
Schreibauftrag

«Jetlag» – Inszenierung des Theaterstücks von Roland Hagenberg
Regieauftrag

«Alle(s) im Fluss!» – Interaktive modulare Ausstellung zum Thema Rheinnutzung: Wer nutzt den Rhein in Basel? Und wie finden wir zu einem achtsamen Miteinander?
Konzeptauftrag

«Judas» – Inszenierung des Einpersonenstücks von Lot Vekemans
Regieanfrage

«Flüstertüte» – Roman über eine Bloggerin, die sich verliert zwischen ihren Erwartungen an gute Geschichten und ihrem Anspruch an die Wahrheit.
Autorin, Eigenauftrag

 

Author: Sarah Gärtner

Regisseurin, Autorin & Moderatorin

3 thoughts

  1. So ist es mir in diesem Jahr auch ergangen. Gewisse Eier haben wir zusammen gelegt. Finde es berührend wie du darüber schreibst und finde es sehr wertvoll dran zu bleiben und im Austausch. Freue mich mit dir weitere Eier zu legen, zu brüten und zur Vollendung zu bringen.
    Sei umarmt mit grosser Bewunderung 🙏 ruth

  2. Liebe Sara ich kann mich in deinen Worten so gut wiederfinden. Meine Leidenschaft zum Gesang verfolge ich schon mein ganzes Leben! Ab und zu darf ich zeigen, was daraus entstanden ist. Dann ist wieder lange Funkstille. Doch die Liebe und die Leidenschaft mich mit Stimme und Musik auszudrücken bleibt ungebrochen.
    Dranbleiben und sich einlassen, dass wünsch ich dir von Herzen für das neue Jahr. Möge es uns einige Hoffnungen erfüllen. Herzlich Sonja

  3. Hallo Sarah,
    in der Wirtschaft ist es ganz ähnlich, man hat Ideen, Konzepte und sucht Partner für die Umsetzung. Man verwendet zu viel Zeit für die Suche, Zeit die man in die Umsetzung stecken könnte. Je mehr Ideen man hat, je größer ist das Missverhältnis.
    Daher konzentriere ich mich mehr auf die Umsetzung meiner Ideen, bei denen ich nicht von Anderen abhängig bin.
    Liebe Grüße von der Fähre nach Marokko

    Michael

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