Was im vergangenen November mit einem Workshop begann, hat mich zum Jahresanfang 2020 sprichwörtlich ans andere Ende der Welt geführt: Ich habe im australischen Melbourne in den letzten 10 Tagen ein Filmprojekt begleitet, das sich für den Einsatz der CBI-Methoden entschieden hat, um seine Charaktere zu entwickeln. „Nasty Women“, ein Filmprojekt der australischen Regisseurin Chelsea Denny, beleuchtet die Geschichte einer Gruppe von 5 Frauen, die eine gemeinsame Leidenschaft verbindet: Pole Dancing.
CBI-Experte Rob Marchand hat die Schauspielerinnen in Sachen Figurenarbeit gecoacht, und für mich war es hochspannend, die Arbeit mit charakterbasierter Improvisation an einem konkreten Filmprojekt mitverfolgen zu dürfen. Für die Regisseurin ist CBI bereits vertrautes Terrain, dennoch sind Produktionen, die sich für einen Einsatz dieser Methoden entscheiden, derzeit eher noch die Ausnahme, und ich bin sehr gespannt, wie sich das in der nächsten Zeit entwickelt.
Gleichzeitig haben Rob und ich CBI auch im Zusammenhang mit zwei meiner eigenen Projekte zum Einsatz kommen lassen: Ich schreibe derzeit an einem Buch über eine Berliner Bloggerin, eine fiktive Figur, und ich hatte im Rahmen des Filmcoachings die Möglichkeit, in die Haut dieser Bloggerin zu schlüpfen und das Geschehen aus ihrer Perspektive zu erleben. Für mich war das wahnsinnig aufschlussreich, es hat die Figur um diverse Facetten erweitert, die mich selbst überrascht haben und die sich mir beim Schreiben wahrscheinlich nicht aufgedrängt hätten. Dass dafür eigens eine Schweizer Schauspielerin aus Sydney nach Melbourne angereist ist, um einen Fan zu spielen, der meine Bloggerin in einem Kaffee erkennt, war dabei noch das Tüpfelchen auf dem „i“ und erzählt einiges darüber, wie kreativ man beim Einsatz von CBI werden kann. Ich bin jedenfalls fast vom Stuhl gefallen, als die Frau mich, bzw. meine Figur, auf deutsch angesprochen und sich dabei auf konkrete Stellen aus dem Blog bezogen hat!
Weiter haben Rob und ich zahlreiche ausführliche Gespräche über ein Theaterprojekt geführt, das ich derzeit aufgleise. Es handelt sich dabei um ein Einpersonenstück, der Schauspieler hat also keinen Anspielpartner, der Resonanzkörper für seine Figur sein könnte. Umso attraktiver die Aussicht, CBI zum Einsatz kommen zu lassen: Rob und ich haben zahlreiche Szenarien ausgearbeitet, die Figur im „echten Leben“ zu testen und auf die Probe zu stellen, und es ist höchst wahrscheinlich, dass wir die Zusammenarbeit an diesem Projekt ausbauen und die Proben gemeinsam in Angriff nehmen.
Ich erzähle davon so ausführlich, weil diese Ausführungen einen Einblick vermitteln, wie vielseitig CBI zum Einsatz kommen kann: Für Film-, Theater- und Buchprojekte gleichermassen. Die Arbeit in Melbourne neigt sich dem Ende zu, aber in Wirklichkeit hat sie gerade erst angefangen.
Update: SAVE THE DATE! Ein nächster CBI-Workshop soll vom 18. bis 22. September 2020 in Basel stattfinden! Bei Interesse bitte PN an mich!
Hier findet ihr weitere Infos darüber, wie der Workshop funktioniert (Text auf englisch):
http://www.cbiactorworkshops.com/the-workshop-explained/